Am Samstag, den 27.03.2021, finden in ganz Europa wieder Aktionen, Demonstrationen und Veranstaltungen gegen den tobenden Mietenwahnsinn zum Housing Action Day statt. Im Jahr 2020 hat uns Corona einen Strich durch unsere Vorbereitungen gemacht. Die sozialen, ökonomischen und ökokogischen Krisen dagegen wurden durch die Pandemie nicht ausgesetzt, sondern verschärft. Die Aus diesem Anlass wollen wir 2021 einen erneuten Anlauf für Marburg unternehmen:
Wir wollen Euch auch und gerade unter den aktuellen Bedingungen gerne zu einem gemeinsamen Online-Treffen am Donnerstag, den 21.01.2020, um 18 Uhr einladen, um die bestehenden Initivativen und Akteur*innen im Kampf gegen den Mietenwahnsinn in Marburg zusammenzubringen (den Link gibt's hier; wenn ihr später mitmachen wollt, schreibt uns!) Wir wollen gemeinsam mit Euch Aktionen, Veranstaltungen - und nach Möglichkeit im Rahmen des Infektionsschutzes - auch eine Demonstration Marburg organisieren, um unseren verschiedenen Kämpfe sichtbar zu machen und gemeinsamen Forderungen Gehör zu verschaffen. Als zeitlicher Rahmen und politischer Druckpunkt für unsere Marburger Beteiligung am Housing Actionen Day bieten sich die anstehenden hessischen Kommunalwahlen am Sonntag, den 14.03.2021, an.
Verwandet und Freund*innen auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum auch in Marburg brisant politisch ist, zeigt sich darüber hinaus besonders deutlich am Immobilien-Flipping Skandal rund um die ehemalige Sciolla Investment, wegen dem zahlreiche Mietgemeinschaften und die selbstverwaltete Traditionskollektivkneipe "Havanna8" ihre Lebens-, Wohn- und Freiräume verloren (4).
Nicht zuletzt gibt es aber auch erfreuliche Nachrichten darüber, dass sich die Menschen nicht alles gefallen lassen und der Widerstand gegen den Mietenwahnsinn sich lohnt - auch bei uns in Marburg:
- die Mieter*innen der GWH am Richtsberg, die sich erfolgreich gegen drohende Mieterhöhung organisierten und einen Mieterbeirat erkämpft haben und für eine Annerkennung durch die GWH streiten (5).
- das Aktionsbündnis "Afföller retten!", das Ende des Jahres 2019 erfolgreich den Verkauf eines städtischen Geländes am Afföller an eine Tochterfirma der Deutschen Vermögensberatung erfolgreich verhindern konnte (6). Sie kämpfen aktuell für ein verbindliches
Beteiligungsverfahren zur Entwicklung des freien Geländes und für einen grundlegenden Privatisierungsstopp öffentlicher Flächen in Marburg.
- Mit Beginn der Pandemie haben wir im Rahmen von "Marburg gegen Mietenwahnsinn" eine erfolgreiche Petition mit coronaspezifischen Forderungen gestartet, von denen einige umgesetzt wurden (u.a. Mietenstopp bei der GeWoBau, Notfallfond für Mieter*innen, keine Strom- und Wassersperren usw.)
Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Kämpfe, die andauern: Die Hausgemeinschaft Teichwiesenweg 5 versucht sich aktuell über das Miethäusersyndikat aus dem Mietenwahnsinn herauszukaufen (und freut sich über solidarische Unterstützung in Form von Direktkrediten)(7). Die GWH nutzt auch in Marburg alle Tricks um weiter die Mietkosten in die Höhe zu treiben aber auch andere Vermieter*innen fallen immer mehr mit Staffel- oder Indexmieten auf, die eine kontinuierliche Profitsteigerung versprechen. Kleine Geschäfte und Gastronomiebetriebe dagegen haben wegen des Lockdowns und ausbleibender Hilfen immer größere Schwierigkeiten die Ladenmiete zu zahlen, die hessischen Frauenhäuser haben noch immer nicht genügend Platz (8) und die Suche nach einem neuen Ort für einen Wagenplatz dauert ebenso an wie die Suche zahlreicher Inititiativen nach Freiräumen bei gleichzeitigem großen Leerstand und steigenden Mieten in der Oberstadt, um nur einige zu nennen. Dies alles soll deutlich machen: Auch in Marburg gibt es den Mietenwahnsinn und auch in Marburg wehren sich die Menschen gegen ihn - wie in Frankfurt und Berlin, Paris und Prag. Mit den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes zum Mietendeckel Mitte 2021 und dem Volksentscheid "Deutsche Wohnen und Co. enteignen" Ende 2021 in Berlin wirft zudem ein großes Ereignis seinen Schattenvoraus: Erstmals in der Geschichte kann es sozialen Bewegungen in Deutschland gelingen, einen profitgetriebenen Wirtschaftsbereich, das Wohnen, dem Markt zun entziehen und zu vergesellschaften. Dieser Kampf wird Auswirkungen auf den Kampf für einen Mietendeckel in Hessen, sowie andere Konflikte in dem Bereich haben und damit grundsätzliche Frage ganz konkret Stellen: Soll Wohnen eine Ware sein - oder Gemeingut?
Vor diesem Hintergrund kann der Housing Action Day kann ein Auftakt dafür sein, all diese vereinzelten und lokalen Widerstände in Marburg zusammenzubringen. Wir denken, dass ist eine große Chance, denn: Wir können kleine Erfolge auf lokaler Ebene gewinnen und uns wehren. Aber nur zusammen können wir den Mietenwahnsinn wirklich stoppen!
Weiter Informationen zum 27.03.2021 findet ihr (bald) hier: https://www.housing-action-day.net/
Zur hessischen Vernetzung gegen Mietenwahnsinn geht's hier lang: http://mietenwahnsinn-hessen.de
Zur Facebook-Veranstaltung für das offene Demobündnis geht's hier lang: https://www.facebook.com/events/107403274525714
Wir haben zum u.a. Treffen eingeladen:- Mieter*innenbeirat am Richtsberg
- Teichwiesenweg 5 "Die Teichwiesel"
- Afföller retten
- DGB Mittelhessen, sowie die Mitgliedgewerkschaften
- IG MARSS - Initiativgruppe Marburger Stadtbild und Stadtentwicklung e.V.
- Mieterverein Marburg und Umgebung e.V.
- Leben und Wohnen in Dago e.V.
- DIDF - Förderation Demokratischer Arbeitervereine e.V.
- Miethäusersyndikate aus Marburg
- "Gleis X" Wagenplatz
- Havanna8
- AStA Marburg
- sowie zahlreiche weitere Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen
Wir freuen uns auf euch! Bis dahin wünschen wir Euch und euren Liebsten einen guten Start ins neue Jahr 2021 und v.a. Gesundheit!
Solidarische und liebe Grüße
eure Interventionistische Linke Marburg
Quellen:
(1) Universitätsstadt Marburg (2020): Spies stellt Haushaltsentwurf 2020 vor. Online: https://www.marburg.de/portal/meldungen/gutes-leben-fuer-hilde-wolfgang-und-klein-franz-900006035-23001.html (zuletzt: 06.02.2020)
(2) Till Conrad (25.01.2019): Marburger leben gerne in ihrer Stadt. In: Oberhessische Presse Online: https://www.op-marburg.de/Marburg/Umfrage-Marburger-wohnen-ueberwiegend-gern-in-ihrer-Stadt (zuletzt: 06.02.2020)
(3) Magistrat der Universitätsstadt Marburg (Hrsg.) (2018): Marburg-Umfrage 2017 - Ergebnisse der Befragung der Einwohnerinnen und Einwohner der Universitätsstadt Marburg zu Lebensqualität und städtischen Aufgaben. Online: https://www.marburg.de/downloads/datei/OTAwMDEwNjEwOy07L3d3dy92aHRkb2NzL21hcmJ1cmcvbWFyYnVyZy9tZWRpZW4vZG9rdW1lbnRlLzIyXzJfYWJzY2hsdXNzYmVyaWNodF9idWVyZ2VyYmVmcmFndW5nX3BobGlua19wZGZfdmVyc2lvbi5wZGY%3D
(zuletzt: 06.02.2020)
(4): Oberhessische Presse (27.01.2020): Immobilien-Flipping-Skandal - Makler spielen Häuser-Ping-Pong. Online: https://www.op-marburg.de/Themen/Specials/Immobilien-Flipping-Skandal (zuletzt: 06.02.2020)
(5) Till Conrad (21.02.2019): GWH-Mieter setzen sich durch. In: Oberhessische Presse. Online: https://www.op-marburg.de/Marburg/Richtsberg-GWH-Mieter-setzen-sich-durch (zuletzt: 06.02.2020)
(6) Björn Wisker (11.12.2019): Aus für Afföller-Pläne: Das sagen die Politiker. Online: https://www.op-marburg.de/Marburg/Marburg-Aus-fuer-Seniorenheim-Plaene-auf-Affoeller-Gelaende (zuletzt: 06.02.2020)
(7) Miethäuser-Syndikat-Projekt im Teichenwiesenweg 5, 35037 Marburg "die teichwiesel": https://www.syndikat.org/de/projekte/tww-die-teichwiesel/ und https://www.facebook.com/Teichwiesenweg-5-101472395068579/
(8) Oberhessische Presse (24.12.2020): Wohnungsmangel verschärft Situation in Frauenhäusern. Online: https://www.op-marburg.de/Mehr/Hessen/Panorama/Wohnungsmangel-verschaerft-Situation-in-Frauenhaeusern (zuletzt: 30.12.2020).