Liebe Delegation, liebe Genoss*innen und Genossen,
auch von der Interventionistischen Linken ein ganz herzliches Willkomen in Marburg! Wir freuen uns sehr und sind stolz darauf, euch heute bei uns zu haben!
Einige Genoss*innen der IL – der Interventionistischen Linke – habt ihr gestern in Frankfurt schon kennen gelernt und weiteren werdet ihr wohl auch in Berlin oder anderen Städten begegnen. Denn die IL ist ein Zusammenschluss linksradikaler Gruppen, der seit 1999 in weit über 20 Städten im deutschsprachigen Raum organisiert ist. Wir verstehen uns als undogmatische, radikale Linke, die aktiv in verschiedenste soziale Kämpfe eingreift um sich dort gegen Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus einzusetzen und die bestehenden Verhältnisse zu ändern. Wie ihr glauben wir daran, dass diese Veränderung von unten kommen muss und nicht in den Händen institutionalisierter Politik verbleiben darf. Wir glauben daran, dass sie durch die kontinuierliche Organisation und den Aufbau basisdemokratischer Strukturen gelingen kann und dass dadurch Hierarchien und Ausbeutungsverhältnisse abgebaut werden können. Wir ihr glauben wir daran, dass es besser ist, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, anstatt sich im Zynismus der reinen Kritik zu verlieren.
Und so wart ihr uns nicht nur damals in unserem Gründungsprozess mit eurem Politikverständnis eine Inspiration. Zu euch nach Chiapas zu schauen gibt außerdem bis heute Kraft für unsere eigenen Kämpfe, denn es zeigt ganz deutlich, konkret und alltäglich: unsere Visionen für eine gerechte Gesellschaft können gelingen! Eine andere Welt ist möglich!
Doch noch liegt ein langer Weg vor uns und noch sind kapitalistische, rassistische, sexistische Ausbeutungsverhältnisse Realität und deren Logiken einflussreich: aber kapitalistische Strategien werden für die Klimakrise keine Lösung bieten, auch wenn es selbst die grünen Politiker*innen gerade propagieren; ein Gesundheitssystem nach neoliberalen Marktlogiken kann weder gute Arbeitsbedingungen noch gute Bedingungen für Patient*innen bringen; gutes Wohnen für alle wird nicht möglich sein, solange mit Wohnraum auf Kosten der Mieter*innen Profit erwirtschaftet wird. Überall dort versuchen wir aufzuzeigen, dass Kapitalismus nicht die Lösung, sondern das Problem ist. Wir versuchen zu mobilisieren und gemeinsam mit den Beteiligten – seien es Pflegepersonal und Ärtzinnen oder Mieter*innen - für eine gerechtere und solidarische Welt zu streiten.
Wir hier vor Ort als IL Marburg haben dabei in den letzten Jahren vor allem Energie in das Thema Wohnen gesteckt – dazu haben wir uns zusammen mit anderen in einem Bündnis gegen den Mietenwahnsinn organisiert. Heute können wir tatsächlich feiern. Denn wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, hat in Berlin eine beeindruckende Mehrheit bei einem Volksentscheid für die Enteignung von großen Immobilienkonzernen wie der Deutschen Wohnen gestimmt. Dies gibt uns Schwung auch hier in Mittelhessen, denn über all gilt Keine Profite mit unserer Miete!Darüberhinaus war die Solidarität mit den Genoss*innen aus Rojava viele Jahre Schwerpunkt.
Für besonders problematisch halten wir außerdem ein Erstarken rechter und rassistischer Positionen. Das passiert in der Gesellschaft insgesamt, wo Coronaleugner*innen gemeinsam mit Rechten Seite an Seite auf Demos stehen; das zeigt sich im Parlament und der Partei AfD; das zeigen aber auch staatliche Institutionen wie die hessische Polizei heute sehr deutlich. Um diesen Positionen entschieden etwas entgegen zu setzen, haben wir Gegendemonstrationen bei Parteitagen organisiert und vor den Wahlen solidarische Gegenpositionen bezogen. Und deswegen stellen wir uns auch entschieden gegen Burschenschaften und deren rechtes bis rechtsradikales und sexistisches Gedankengut und fordern: Burschenschaften auflösen; ihre Villen vergesellschaften.
Wir freuen uns darauf, mit euch über diese Themen in Austausch zu treten.
Weitere Infos zur zapatistischen Bewegung u.a. auf https://www.ya-basta-netz.org/
Unser Genosse Timo berichtet in einem Beitrag für den IL-Debattenblog was die Ziele der zapatistischen "Reise für das Leben" sind, was sie für eine bundesdeutsche Linke bedeuten kann und sollte, wie die Vorbereitung und Mobilisierung verliefen: https://blog.interventionistische-linke.org/internationalismus/unmoegliche-politiken